Herzlich willkommen beim Streuobstverein „ Eifel/Ahr e.V.“

HWir laden ein an die Obere Ahr in der Hocheifel. Wir sind Menschen, die in der Eifel verwurzelt sind und in den Gemeinden Antweiler, Schuld, Insul und Dümpelfeld leben. Diese Dörfer gehören zur Verbandsgemeinde Adenau, die vielen durch den Nürburgring bekannt ist. 

Seit Jahrhunderten gab und gibt es hier vereinzelte Streuobstwiesen, die Teil der Kulturlandschaft der Hocheifel sind. Leider werden sie heute kaum noch genutzt und die Bäume verwildern. Wir sehen die Streuobstwiesen als „Arche Noah“ für alte Obstsorten und Nussbäume. Bekannt sind mehr als 1200 Apfelsorten, 1000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgensorten – nur ganz wenige sind im Handel zu finden. In der Eifel kommen noch rund 40 Apfelsorten vor, mehr als 20 Birnensorten und rund ein Dutzend verschiedener Sorten von Kirschen und Zwetschgen. Wer kennt noch den Eifeler Rambur oder die Goldparmäne?

Der Verein „Streuobstverein Eifel/Ahr e.V.“ ist 2011 aus dem Arbeitskreis „Umwelt“ entstanden und will den Kulturraum im Ahrtal mit den Obstbäumen erhalten. Der Verein pflegt eine eigene Streuobstwiese und alle lernen gemeinsam von der Anlage, der Pflege und der Ernte. Dieses Wissen wollen wir weitergeben. Vielleicht legen auch Sie eine Streuobstwiese an – oder starten Sie mit einem Obstbaum und werden Baumpatin.

„Wenn jeder seinen Baum pflegt, dann lebt die Streuobstwiese“.

Nach diesem Motto wurde die Idee des „Baumpaten“ umgesetzt. Die Paten pflanzen, schützen, pflegen und gießen den Baum vor allem im heißen Sommer. Das ist gelebte Nachhaltigkeit. Für viele ist es ein Traum, einmal im Leben einen Baum zu pflanzen. Warum nicht einen Obstbaum?

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Team vom StreuobstvereinEifel/Ahr e.V.“

Fotos jetzt auch auf unserer neuen Facebook-Seite

Die Ahr und das Hochwasser am 14./15. Juli 2021

Geologische und geomorphologische Hintergrundinformationen für die Ahr – Aufzeichnung Winfried Sander 20.07.2021

Die Ahr entspringt in Blankenheim (NRW). Sie erstreckt sich etwa 90 Kilometer von Blankenheim bis nach Sinzig-Kripp, wo sie in den Rhein mündet. Etwa 70 Km davon fließen durch Rheinland-Pfalz. Die Ahr hat „normalerweise“ eine Schüttung von etwa 12 Liter pro Sekunde im Durchschnitt. Gewöhnlich braucht ein Tropfen Wasser von der Quelle bis zur Mündung etwa 24 h. Die Geschwindigkeit bei der jetzigen Flut war weit höher und bei dieser Katastrophe sind es gewiss nur ganz wenige Stunden gewesen.

Die Quelle in Blankenheim ist in einem Haus unterhalb einer Anhöhe als Brunnen gefasst.  Aber der wahre Ursprung der Ahr ist nicht unten im Haus, sondern auf der Höhe oberhalb der Stadt. In diesem Gebiet haben wir eine devonische Kalkmulde – eine Gesteinsformation mit einem Alter von etwa 400 Millionen Jahren. Dies ist in der Eifel selten, aber gerade in diesem Gebiet um Blankenheim (der Name „Blankenheim“ lässt sich herleiten von „blank“ im Sinne von weiß, nämlich der hellen Farbe des Kalkes im Vergleich zur Umgebung mit dunklem Schiefer) lieben diese Kalkschichten.

In diesem Kalkgestein versichert das Wasser der Ahr, höhlt in dem porösen Gestein Kavernen (Höhlen) aus und das Wasser kommt dann langsam unten rausgetröpfelt in der oben genannten kleinen Menge. Normalerweise laufen diese Kavernen allmählich leer. Wenn viel Niederschlag kommt, füllen sich die Kavernen und laufen irgendwann über und das Wasser kommt beschleunigt und in großer Menge an der unten liegenden Quelle an. Die Ahr hat eine so genannte „Karstquelle“, ähnlich der der Donau!

Unweit unterhalb von Blankenheim gibt es noch weitere Kalkschichten und dort versickert ein Teil des Ahrwassers … ähnlich, wie die Donau! Auch hier gibt es im Untergrund Kavernen, in denen sich das Wasser sammelt. Diese laufen bei starkem Regen schnell voll und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo nichts mehr zu füllen ist und dann läuft das gesamte Ahrwasser an der Oberfläche ab. Und das ist auch der Grund für die Schnelligkeit, mit der das Wasser dann kommt, in einem Kippmoment. Und das ist genau der Grund, warum es auch zwei Flutwellen geben kann, von denen Menschen auch berichten. Die zweite Welle kommt, wenn dann auch die unteren Kavernen vollgelaufen sind.

Im Umfeld der Ahr gibt es natürlich Wälder und Wiesen die das Wasser speichern können. Normalerweise bleibt ein hoher Prozentsatz des Regens dort gespeichert, wird dann auch von Pflanzen aufgenommen oder verdunstet … der „Rest“ fließ ab in die Einzugsgewässer. Aber im Fall mit hohem Starkregen können die Böden das nicht mehr aufnehmen und das Wasser fließt fast vollständig in die Ahr ab.

Die Ahr hat insgesamt gut 70 erfasste Zuflüsse von kleinen Bächen in ihrem Einzugsgebiet, hinzu kommen ungezählte und namenlose Gräben. Bekannte Bäche sind der Trierbach und der Adenauer Bach!

Die Niederschläge werden gemessen in Millimeter = Liter/je Quadratmeter. Wir hatten am 14./15. Juli (gemessen von 06.00 Uhr bis 06.00 Uhr) folgende Situation: Starkregen von etwa 140 Litern Wasser pro Quadratmeter, das sind 14 cm in der Höhe, mehr nicht! Aber: Wir haben ein Einzugsgebiet an der Ahr von etwa 900 Quadratkilometern. 1 Quadratkilometer sind 1 Million Quadratmeter. Also kamen 14 cm Wasser auf 900 Millionen m2. Wenn das der Taschenrechner noch schafft, dann sind das über 1 Milliarde Liter Wasser – eine unvorstellbare Menge Wasser, die innerhalb von 24 Stunden zusammengekommen sind und schnell abgeflossen sind. Der mit am nächsten gelegene Pegel in Lissendorf hat für den o.a. Zeitraum gemessen: Am Dienstag/Mittwoch wenige Liter auf den Quadratmeter, 140 Liter von Mittwoch/Donnerstag und wiederum wenige Liter von Donnerstag/Freitag!

Eigentlich ist der Begriff Starkniederschläge für diese Situation falsch, weil er per Definition nur auf einen Zeitraum von 6 Stunden begrenzt ist. Dauert es länger, wie jetzt bei uns, wo es tagelang so heftig regnete, ist der Begriff Unwetter bzw. Katastrophensituation umgangssprachlich angebracht!

Ab wann haben die Behörden gewusst, dass es eine Katastrophe wird?

Schon drei Tage zuvor und es wurde auch halbherzig gewarnt und veröffentlicht: 120-150 Liter/m2. Der Jahresdurchschnittsniederschlag in unserem Raum liegt normalerweise bei 700 – 800 Liter/m2. Also war an dem Tag fast 25% des gewöhnlichen Jahresniederschlags zu erwarten! Vorher nichts bis wenig – nachher nichts – und dazwischen an einem Tag – am Mittwoch/Donnerstag, den 14./15. Juli 2021.

Die Ahr in Schuld verläuft hier in einer engen Schleife, das Tal geht steil nach oben und das Wasser kann sich nicht ausbreiten und verlaufen. Wo soll das Wasser hin? Es bleibt nur in die Höhe und durch die Enge hat es sich beschleunigt: der Düseneffekt! Deshalb ist der Pegel dort auch so (schnell) hoch gegangen und hat die enormen Schäden angerichtet!

In anderen Abschnitten des Ahrtales sieht die Talstruktur anders aus, aber dort liegen viele besiedelte Bereiche noch dichter am Fluss! Die Mittelgebirgsstruktur um das Tal der Ahr hat eine Höhe von ca. 500 Metern, mal mehr mal weniger. Wenn in einem solchen Tal ein Tiefdruckgebiet mit großen Wolkenmassen sich nur mit langsamer Geschwindigkeit (etwa 10-15 Stundenkilometer) fortbewegt, dann ergießen sich hier auch mehr Wassermengen auf relativ engem Raum. Es gab an dem Tag nur ganz wenig Wind. Wir kennen Starkregen eigentlich nur im Zusammenhang mit Gewittern, die schnell ziehen mit bis zu 60 Stundenkilometern. Die Winde haben hier völlig gefehlt. Die Wolken wurden nicht bewegt und das Tief hing über diesem Gebiet fest auf 900 Quadratkilometern an der Ahr und auch großflächig in anderen Regionen: von der Wallonie in Belgien über Luxemburg im Westen, bis Gmünd und Erft im Norden und bis runter zur Mosel. Also bildet eigentlich nicht allein die Menge des Wassers pro/m2 die Erklärung der Katastrophe, sondern die fehlende Geschwindigkeit der Wolkenmassen auf einem großen Gebiet!

Allerdings muss jede Region im Detail betrachtet werden, um endgültige Ursachen für die Schäden und den vielfachen Verlust von Menschen festzulegen. Menschengemacht ist sicher die unzureichend deutliche Warnung an die Menschen im Ahrtal, was ein solcher Niederschlag innerhalb von 24 Stunden bedeuten kann! Ein dramatischer Fehler, der sich so nicht wiederholen darf und sich auch hoffentlich nicht mehr wiederholen wird! Mit der rechtzeitigen und nachdrücklichen Warnung ist das Problem allerdings (noch) nicht gelöst!

Buchtipp zum Klima
Kleine Gase-Große Wirkung

Das Buch gibt es sogar als pdf – Zum Durchblättern https://www.klimawandel-buch.de/wp-content/uploads/2018/10/Kleine_Gase_Große_Wirkung.pdf

Dazu gibt es ein kleines Video …https://www.klimawandel-buch.de/das-buch/

Kurze Geschichte der Streuobstwiesen

Was unsere Vorfahren über Jahrhunderte seit dem Mittelalter zur über lebenswichtigen Selbstversorgung gepflanzt und erhalten hatten, wurde durch eine neue Landwirtschaftspolitik nach 1945 nahezu ausgerottet. Von staatlicher Seite wurden zum Beispiel Rodungsprämien für das Vernichten der alten Obstbaumkulturen gezahlt. Die Flächen wurden im Wirtschaftswunderland Deutschland zur Erfüllung anderer Bedürfnisse benötigt. Das ehemals mühsam vom Baum geerntete oder vom Boden aufgesammelte Obst konnte mühelos und preiswert in den Supermärkten gekauft werden.

Verloren gegangen ist einer der bedeutsamsten Lebensräume in Mitteleuropa: die Streuobstwiese mit einem unglaublich großen Netz von Verbindungen von Tieren und Pflanzen. Im Einzelfall kann das Netz auf einer Fläche mit Baumgruppen Abertausende von Lebewesen umfassen, die alle miteinander in Beziehung stehen. Ökologie in seiner besten Form!

Die Streuobstwiese verdankt ihren Namen, so ist meistens zu lesen, der verstreuten Anordnung hochstämmiger Obstbäume, teils in Wiesen oder sogar Äckern. Sie stellt damit eine traditionelle, arbeitsintensive Anbauform von Obst dar. Diese Art der Wirtschaftsweise lohnt heute aus wirtschaftlichen Aspekten in einer weitgehend industrialisierten Landwirtschaft nicht mehr. Die immer stärkere Intensivierung in der europäischen Landwirtschaft hat zu einem monokulturellen Obstanbau in Plantagen geführt, in der auf einem Hektar (10.000 Quadratmeter) bis zu 3000 (!) Bäume im erntefreundlichen Kleinformat stehen. Der klassische Obst-Hochbaum mit wenigen Bäumen auf einem Hektar ist dem Plantagenbaum gewichen, bei dem das Pflücken weitgehend automatisiert ist.  Aber auch so genannte „Tafelobstplantagen“ brauchen oft die Streuobstwiesen als Reservoir von alten Sorten von Obst. Die Vielfalt ist hier noch existent.

Unser weit verbreitetes, heutiges Konsumverhalten erwartet optisch makelloses „Obst im Sechserpack“ aus dem Supermarkt. Das ungleich gewachsene Obst der Streuobstwiesen hat dagegen kaum eine Chance. Daher ist der Bestand an Streuobstwiesen in Deutschland seit 1951 um etwa 75% zurückgegangen. Streuostwiesen stehen heute auf der Roten Liste der am stärksten gefährdeten Biotop-Typen in Europa. Neben der oft landschaftsprägenden Bedeutung bieten sie einen sog. „Trittstein“ für zahlreiche gefährdete Tierarten, sind also ökologisch besonders wertvoll. Zudem sind die alten Obstsorten ein wichtiges Kulturerbe, das es mühselig zu erhalten gilt. In Deutschland werden schätzungsweise noch rund 300.000 Hektar Streuobstwiesen bewirtschaftet.